Feuerwehr-Know-How aus dem Bezirk Mistelbach im Libanon

Sommer, Sonne und Mittelmeer hört sich nach Urlaub an, für zwei Kameraden aus dem Bezirk Mistelbach ist es ihr täglicher Arbeitsalltag. OLM Sebastian Zand von der Freiwilligen Feuerwehr Wultendorf und OFM Jonathan Neigenfind von der Freiwilligen Feuerwehr Laa/Thaya verrichten mit Feuerwehrkameraden aus ganz Österreich ihren Dienst als Teil des Brandschutzzuges des Österreichischen Bundesheeres im „Headquarter“ von UNIFIL (United Nations Interim Force in Lebanon) in Naqoura/Libanon.  

Der Brandschutzzug „International Unifil Fire Brigade“ (UFB) besteht aus 22 Einsatzkräfte, einem Offizier, fünf Unteroffizieren sowie 18 Chargen. Organisiert ist dieser in einem zweiköpfigen Zugskommando und vier Teams. Das Aufgabenfeld der UFB erstreckt sich von Domestic Fire Fighting (Campfeuerwehr), Aviation Fire Fighting (Flughafenfeuerwehr), Bushfire (Flurbrände) im gesamten Einsatzraum bis hin zur Ausbildung des UN-Personal in den folgenden Bereichen

  • Handhabung von Feuerlöschern
  • Rettungstechniken für Heliport Manager
  • Ausbildung der libanesischen Feuerwehrleute der Civil Defense (libanesische Feuerwehr)

Der Fuhrpark der UFB besteht aus zwei RLF, zwei FLF (Flughafenlöschfahrzeug), zwei Wassertransporter mit je 20.000 Liter, einen Hakenlader mit Ladefläche sowie 3 Kleinfahrzeugen. Ein RLF und ein FLF werden als Einsatzreserve verwendet. 

OLM Zand, im militärischen Rang Hauptmann, bekleidet die Funktion des Brandschutzzugskommandanten („Fire Chief“). Er ist verantwortlich für den reibungslosen Ablauf des Dienstbetriebes und der permanenten Bereitschaft der UFB. Weiters ist er der Einsatzleiter bei allen Einsätzen und ist gemeinsam mit seinem fachlichen Vorgesetzten, dem Force Fire Marshall, einem Major der Royal Malaysian Air Force, die erste Ansprechperson bezüglich aller Brandschutzangelegenheiten im Camp Naqoura. Es ist für ihn bereits der zweite Einsatz mit der Fire Brigade, allerdings der Erste als Fire Chief.

Bei seinem ersten Einsatz war er Team Leader, jene Funktion, welche nun durch OFM Neigenfind, im militärischen Rang Wachtmeister, besetzt wird. Seine Aufgabe ist das Führen eines Brandschutztrupps, bestehend aus vier Feuerwehr-Einsatzkräften, in den unterschiedlichen Einsatzarten. Für ihn ist es der erste Auslandseinsatz mit dem ÖBH. 

Bevor der Brandschutzzug für den Echteinsatz formiert wird, ist die größte Aufgabe, das Feuerwehrwissen aus allen Bundesländern abzugleichen, sowie die Soldaten, welche kein feuerwehrtechnisches Vorwissen haben, auf denselben Ausbildungsstand zu bringen. Dies wird durch eine fünfwöchige, feuerwehrspezifische Einsatzvorbereitung erreicht. 

Diese teilt sich in zwei Teile, wobei der Erste drei Wochen umfasst und im ABC-Abwehrzentrum in Korneuburg durchgeführt wird. Es wird dabei das Grundwissen und die Grundfertigkeiten eines Feuerwehrmannes vermittelt und das Schwergewicht auf Atemschutz und Arbeiten im Trupp gelegt. Für die praktische Ausbildung werden teilweise das Übungsdorf inklusive des Brandhauses des NÖ Feuerwehr- und Sicherheitszentrum verwendet. Der zweite Teil der Einsatzvorbereitung umfasst zwei Wochen auf der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule in Langenlebarn, wo den Soldaten die Brandbekämpfung auf Flughäfen theoretisch und praktisch am Trainingszentrum für Luftfahrzeug Rettungsdienste in Allentsteig nähergebracht wird.

OLM Zand schickt folgende Nachricht aus dem Einsatzgebiet: „Gut Wehr Kameraden zu Hause! Als Fire Chief habe ich eine sehr interessante und wichtige Aufgabe innerhalb der Mission. Ich bin mit meinem Zug für den Brandschutz innerhalb des Camps und am Heliport zuständig, sowie für die Ausbildung des UN-Personals in der ersten Löschhilfe. Das klingt im ersten Moment sehr einfach, allerdings ist das Camp eine Stadt mit Werkstätten, riesigen Betriebsmittellagerstätten, einem Spital, mehreren Lagerhäusern und vielem mehr. Anders als in Österreich kommt hier keine Verstärkung, keine Ablöse und wir haben kein funktionierendes Hydrantennetz. Jede Aufgabe muss ich mit meinem Zug allein bewältigen, da keine Feuerwehr zur Unterstützung kommt. In der Mission sind Soldaten und Soldatinnen aus 48 Ländern sowie Zivilisten aus dem Libanon und der ganzen Welt. Das macht die Zusammenarbeit spannend, aber gleichzeit auch schwierig und herausfordernd. Genau dieser Pool der Diversität und unterschiedlichsten Kulturen macht den Reiz dieses Auslandseinsatzes für mich aus. Man lernt hier viel über die Menschen und deren Kulturen, deren Weltanschauung und auch deren Problemlösungsansätzen, sowie über sich selbst. Man entwickelt sich als Person definitiv weiter. Ich kann nur jedem Kameraden empfehlen, der schon immer Mal einen Auslandseinsatz machen wollte, aber nie den richtigen Posten gefunden hat, den Brandschutzzug im Libanon in Betracht zu ziehen. Erfahrene Feuerwehrleute werden immer gesucht und sind herzlich willkommen!“

Das BFKDO Mistelbach wünscht den beiden Kameraden alles Gute für den restlichen Einsatz!

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